G München, Kassel, Karlsruhe
Ab 1910 wurden Güterwagen der Verbandsbauart nach den Vorgaben des Staatsbahnwagenverbandes von 1909 beschafft. Die DRG verwendete die Gattungsbezirke München, Kassel (Cassel) oder Karlsruhe.
Gattungsbezirk | Nummer |
| |
Karlsruhe | 101 - 50000 |
Kassel | 101 - 80000 |
München | 101 - 60403 |
Den Wagenkasten gab es mit zwei oder vier Lade-/Lüfterklappen pro Seite. Aber auch noch eine Variante mit zusätzlichen Lüfterlamellen. 1924 baute Christoph & Unmack AG in Niesky diese Version für den Obst-transport.

Gn Cassel 58 032
Quelle: Archiv WBN Waggonbau Niesky GmbH (mit freundlicher Genehmigung)

So sah man 1981 den G Kassel auf Modellschienen. Die recht grob ausgefallene Ausführung gab zwar den Eindruck des Verbandswagens wieder, aber die Mängel waren denn doch zu augenscheinlich. Besonders fällt die eigenwillige Beschriftung auf. Überdimensioniert, falsche Wagennummer, keine DIN-Schrift, zu hoch gesetzte Bremsecken und die vereinfachte Form der Anschriften von 1942 lassen den Wagen unstimmig erscheinen (MÄRKLIN 4695).

Im Koll werden drei Modellvarianten beschrieben. Das erste Foto zeigt das Modell der Jahre 1981-1988. Bis 1991 folgte eine dunkelbraune Wagenkastenfarbe und geschwärzte Geländer. Das Bremserhaus hat kein geöffnetes seitliches Fenster mehr.
Zum Thema Fortschritt. 1993 wurde der Wagenkasten kräftig überarbeitet. Die Türlaufschiene verkleinert, die Lüfterklappe gemäß Vorbild ausgeführt und die Tür verfeinert. Vor allem entspricht die Beschriftung jetzt den Vorschriften. Nur der Zettelkasten als weißer Aufdruck ist gegenüber der älteren Version ein Rückschritt. Die Dachfarbe hat jetzt statt silber einen grauen Ton (MÄRKLIN 4695). Und die KKK kommt hinzu.
Kurzer Abriß der Modellwagengeschichte. Der älteste Modellwagen dürfte 1976 in Epoche II-Ausführung von Fleischmann erschienen sein. MÄRKLIN folgte 1981. Dieser Hersteller entdeckte zu dieser Zeit sein Herz für diese Epoche, und brachte eine Reihe von Güterwagen, aus denen sich ein passabler Zug bilden ließ. Bemerkenswert ist, daß im Laufe der Jahre eine intensive Produktpflege betrieben wurde, und die Beschriftung stark verbessert wurde. Bei einigen Modellen wurde die Form geändert, weil die Abmessungen oder die Detaillierung nicht mehr den Ansprüchen entsprachen. Dies traf auch für den gedeckten Wagen der Verbandsbauart zu. Hier nun eine Übersicht in chronologischer Reihenfolge:
im Katalog | Hersteller | Artikel-Nr. | Bezeichnung, Besonderheit |
| | | |
1976 - 1980 | Fleischmann | 5355 | G München 64 267 (mit BrH), Endfeldverstärkung |
1978 - 1980 | Fleischmann | 5350 | G München 65 864 (ohne BrH), Endfeldverstärkung |
1981 - 1991 | MÄRKLIN | 4695 | G Kassel 141168 (mit BrH) |
1983 - 1989 | Fleischmann | 5360 | G München 64 267 (ohne BrH), Endfeldverstärkung |
1985 - 2005 | Fleischmann | 5365 | G München 64 988 (mit BrH) |
1990 - 1999 | Fleischmann | 5361 | G München 12 775 (ohne BrH) |
1993 - 1998 | MÄRKLIN | 4695 | G München 14 103 (mit BrH) |
1994 - 1999 | MÄRKLIN | 4877 | G München 12 444 (abgebautes BrH), Endfeldverstärkung, IIc |
1998 - 2005 | ROCO | 46822 | Gn München 32 853 (ohne BrH) |
2000 - 2003 | ROCO | 844 | Gh München 17 354 (ohne BrH), Endfeldverstärkung |
2003 | Fleischmann | 835801 | Gn Cassel 52 219 (ohne BrH), IIa |
2004 - 2008 | ROCO | 47645 | G Kassel 17 646 (mit BrH) |
2004 | TRIX | 24044 | Gn Cassel 4 801 (ohne BrH), in grün mit Persil-Werbung |
2007 - 2015 | BRAWA | 48206 | G München 30 823 (ohne BrH), Endfeldverstärkung |
2008 | BRAWA | 48213 | G Karlsruhe 25 105 (mit BrH) |
2008 - 2010 | BRAWA | 48212 | G München 11 855 (ohne BrH), Endfeldverstärkung |
2008 - 2010 | BRAWA | 48212 | G München 34 263 (ohne BrH), Endfeldverstärkung |
2009 - 2012 | BRAWA | 48226 | G Kassel 24 655 (mit BrH) |
2010 | BRAWA | 48239 | G Kassel 75 415 (mit BrH) |
2011 - 2015 | BRAWA | 48242 | Gh München 17 354 (mit BrH gekürzt), Endfeldverstärkung |
2011 - 2016 | BRAWA | 48246 | Gn Cassel 78 455 (ohne BrH), IIa |
2011 - 2015 | BRAWA | 45976 | G Kassel 56 317 (ohne BrH), Leitungswagen |
2012 - 2015 | BRAWA | 48270 | Berlin 530 302 P (mit BrH), Säuglings-Fürsorge der Stadt Berlin |
2012 - 2015 | BRAWA | 48271 | Dresden 550 055 P (ohne BrH), in grün mit Chlorodont-Werbung |
2012 - 2015 | Fleischmann | 535801 | G Kassel 30 191 (mit BrH), vier Lade-/Lüfterklappen |
2012 - 2013 | MÄRKLIN | 46097 | Gn Cassel 13 772 (ohne BrH), IIa |
2012 - 2013 | MÄRKLIN | 26591 | G München 14 103 (mit BrH), gealtert |
2015 | BRAWA | 49078 | Gh München 17 354 (mit BrH gekürzt), Endfeldverstärkung, gealtert |
2016 | BRAWA | 49023 | Köln 535 329 P (mit BrH), Persil-Werbung, grün |
2016 | BRAWA | 49033 | Stuttgart 513 654 P (mit BrH), in gelb mit Ritter Sport-Werbung |
2017 | BRAWA | 49032 | Hamburg 528 798 P, (mit BrH), Nivea Creme, grau |
2017 | BRAWA | 49089 | Gn Cassel 78 455 (ohne BrH), gealtert, IIa |
2017 | BRAWA | 49708 | G München 43 675 (ohne BrH), Hohenzollern, grau |
2017 | BRAWA | 49709 | G Kassel 55 328 (ohne BrH), Schwartzkopf BMAG, beige, IIc |
2017 | BRAWA | 49055 | G Kassel 63 215 (ohne BrH), Stricker gelbe und blaue Werbefläche, IIc |
2018 | BRAWA | 49718 | G Kassel 30 117, BrH |
2018 | BRAWA | 49743 | G Kassel 5 671, Vivil, grün, BrH |
2019 | BRAWA | 49760 | G Kassel 53 250, 250 Jahre Lambertz, beige, BrH |
2019 | BRAWA | 49761 | G München 18 502 (ohne BrH), DAPOL, beige |
2020 | MÄRKLIN | 46017 | G Kassel 71 325 (ohne BrH) |
2020 | BRAWA | 49784 | Gn Nürnberg 78 425 (ohne BrH), Eisenbahn Dörfler |
2020 | BRAWA | 49807 | G München 32 017 |
2021 | BRAWA | 49821 | G Kassel 72 684 (ohne BrH) |
2021 | BRAWA | 49811 | Mainz 600009 [P] (mit BrH), Elefantenbräu, weiß |
2021 | BRAWA | 49828 | G Kassel 45 672, BrH, Mignon, blau |
2022 | BRAWA | 49845 | Wuppertal 543 122 P (mit BrH), Persil-Werbung, grün |
2023 | BRAWA | 49878 | G München 33 637 (ohne BrH) |
| | | G München 52 764 (mit BrH) |
Wie schon Erik Meltzer schreibt, und Jörg Chocholaty in seinem Umbaubericht beweist, stammt einer der besten Verbandswagenmodelle dieses Vorbilds von MÄRKLIN. Nur gab es dieses Modell bis jetzt nie als ganz normalen Gedeckten. Lediglich als Messesondermodell von TRIX oder in anderen Ausführungen ist dieses Modell zu bekommen. 2016 gibt es ein Güterwagen-Set G 10 (Art.Nr. 48827) mit verschiedenen Bremser-hausvarianten in Epoche III. Im Jahr 2020 war es soweit, in der Packung mit anderen Reichsbahnwagen gab es ihn.
Dann gibt es noch den G Karlsruhe von BRAWA. Eigentlich hatten diese Wagen zwei Lade- und Lüftungs-öffnungen auf jeder Seite. Da die DRG diese Sonderform für den Obst- und Gemüsetransport als überflüssig ansah, wurden sie zurückgebaut. Damit entspricht das Modell genau dem Standardwagen. Auf der BRAWA-Homepage ist von diesem Modell keinerlei Hinweis mehr zu finden. In der Epoche IIc wurden wieder Wagen als G Karlsruhe bezeichnet, dabei handelte es sich um Mannschaftstransportwagen, die sich äußerlich nicht unterschieden.
Ein Modell in der ursprünglichen Kastenform des G Karlsruhe hat es noch nie gegeben! So wie es jetzt aussieht wird Fleischmann diesen Wagen 2012 bringen. So da ist er. Ich habe natürlich meinen ganz alten Wagen (GFN 5355) daneben gestellt. Fangen wir von oben nach unten an. Das Dach ist identisch, einschließlich Angußstelle. Die zu große Wagenkastbreite ist unverändert. Das Bremserhaus stammt vom ROCO G 10. Auch die Anbauteile: Griffe, Handläufe und Schlußscheibenhalter. Stirnseite wie gehabt jetzt eben mit Anbauteilen. Die Profile sind gedreht so wie beim alten Modell. Das wirklich neue ist die geänderte Seitenwand. Im linken Feld ist eine glatte schwarze Fläche für Anschriften. Und natürlich die Klappen! Jetzt die Gretchenfrage: Wie sieht das Fahrwerk aus? Schon anders aber nicht viel. KKK ist jetzt dabei, auch hat man die Trittbretter verfeinert (schmaler) und die Profile entsprechen lagemäßig dem Vorbild. Auch ist die Brems-anlage vollständig. Aber, keine angesetzten Teile! Da sieht der Weinkesselwagen WKW aber ganz anders aus. Denn hier gibt es noch Bremsdreiecke. Auf einem Produktbild schien mir die Seilöse reinretuschiert. Man hat sie tatsächlich auf die hinteren Aufstiegstritte aufgebracht. Sie gehören unter das Eckprofil. Das Bremserhaus hat keine Verglasung. Die Beschriftung ist DRG-typisch. Ausschließlich Weiß und immer genau auf ein Brett plaziert. Die Ladegewichtszeichen sind auf BrH und Stirnseite vorhanden, beim BrH sitzt es zu tief. Die Rahmenbeschriftung ist vollständig mit roter Bremsangabe. Der Bremsumstellhebel ist nachgebildet aber nicht bedruckt. Zustand des Wagens: 1932
Und jetzt der ROCO-Wagen. Nur die auffälligen Unterschiede. Das Fahrwerk ist nicht so viel besser weil es auch keine Steckteile kennt. Aber die versetzten Tritte fallen wiederrum positiv auf. Auch sitzt die Bremsanlage auf der anderen Seite. Das Dach ist glatt und die U-Stirnprofile an den Stirnseiten liegen flach auf. Auf der Seitenwand sind mehr Binderinghalterungen.
Milchtransport
Gh Karlsruhe wurden auch gerne für den Milchtransport eingesetzt. Dann wurden sie als Heimatwagen geführt und erhielten ein kleines weißes Schild mir der Aufschrift "Milchwagen / Heimatwagen...". Diese Güterwagen waren mit einer nicht international zugelassenen Güterzugbremse ausgerüstet, die einen Bremsartwechsel G-P hat (kann auf Personenzug umgestellt werden). Das Bild wurde 1936 in Altona aufgenommen.

Foto: Walter Hollnagel, Eisenbahnstiftung Joachim Schmidt

Modell und Foto: Axel Strell, Bahnhof Odendorf
Endfeldverstärkung
Die Endfeldverstärkung wurde in einer Zeichnung vom 18.4.1935 von der DRG festgelegt. Angebaut wurde sie aber zu einem späteren Zeitpunkt. Gleichzeitig wurden die beiden Stirnprofile um 90° gedreht. Das bisher einzig bekannte Foto eines so umgebauten Wagens stammt aus dem Jahre 1938. Nach kurzer Diskussion im Forum ist dies der aktuelle Stand. Hinzu kommt, daß es einige Fotos von Wagen gibt die als Erinnerungsfotos von Soldaten gemacht wurden um sich und seine Kamaraden festzuhalten. Hier ist die vollständige Beschriftung vor der Vereinfachung zu sehen. Wir sehen hinter dem Pwg den lange gesuchten Wagen. Die 56 232 wurde bei Bad Sülze (Vorpommern-Rügen) aufgenommen.

Foto: RVM-Filmstelle Berlin, Eisenbahnstiftung Joachim Schmidt
Bremserhaus
So wie es scheint wurde das Bremserhaus bereits in der Epoche II gekürzt. Der Teil über dem Wagen-kastendach entfiel und man hatte auf der Rückseite des Bremserhaus einen Kurbelkasten. Solch ein Modell kommt von BRAWA in diesem Jahr (Best.-Nr. 48258). Ein Bild von Bellingrodt zeigt einen Wagen ohne Endfeldverstärkung aber mit gekürztem Bremserhaus. Die Bildunterschrift (in Bahn Extra Seite 16) lautet:
"D 137 bei der Ausfahrt aus Siegen". Da hier ein Ommr Linz hinter dem Wagen steht, kann das Bild frühestens 1941 aufgenommen worden sein. Beide Wagen sind in der vereinfachten Form beschriftet. Und diese gilt ab 1942.
Leitungswagen
Im Dreierset von BRAWA sollte der G Kassel als Leitungswagen enthalten sein. Trotz der korrekten Bremsecken besitzt das Modell eine komplette Bremsausrüstung. Folgende Teile (Nummer der Betriebsanleitung) werden deshalb entfernt:
- 15 Bremsbacken
- 19 Bremsanlage
- 24 Stellhebel bedruckt
Dazu nimmt man zuerst die Speichenradsätze heraus. Mit einer Spitzzange können die Bremsdreiecke herausgezogen werden. Die sitzen aber sehr fest weil etwas verklebt. Stellhebel und Bremsanlage sind gesteckt. Einige Teile werden Schwarz gestrichen. Am Wagenkasten sind es: Haken rechts, Öse an der Tür und die Auflage für den gesteckten Haken. Will man die Wagenkastenstützen vollständig schwärzen, muß der Wagen auseinandergenommen werden. Zuerst die gesteckten Puffer abziehen, die vier Haken leicht biegen dann geht das Fahrgestell ab. Nun sieht man einen schwarzen Boden mit den Stützen den nimmt man heraus. Jetzt ist der Wagenkasten frei zugänglich und die angespritzten Wagenkastenstützen (oberer Teil) werden von oben und seitlich angemalt (sechs je Seite). Dann kann die Pufferbohle von hinten und die Unterseite Schwarz gestrichen werden. Die vier Seilösen werden ebenfalls behandelt. Beim Zusammenbau unbedingt darauf achten, daß das Untergestell unsymmetrich ist. Deshalb gibt es einen Zapfen der durch den schwarzen Boden in den Wagenkasten geht! Sonst klemmt alles. Auch die Puffer vorsichtig einstecken, denn darüber sitzen die Tritte.

Joachim Reinhard hat sich ausführlich mit der Umwandlung dieses Wagens (Epoche III DB) in ein H0pur©-Modell beschäftigt. Dabei wurde noch so einiges geändert. Was hier am BRAWA-Modell fehlt sind:
- Zugfeder
- Luftleitung
- Knotenbleche
Zum Glück gibt es diese Teile von Frokelspezialisten. Ein angeformter Zettelkasten mit rautenförmigem Gitter fehlt. Der wäre dann noch auf der Blechtafel anzubringen (Weinert 92541). Der Wagen enspricht ziemlich genau dem MAN-Werkfoto von 1915. Nur die Handgriffe an den Ecksäulen sind anders. Beim BRAWA-Dresden aus der gleichen Packung sind die Fortschritte ersichtlich, denn diese Dinge sind vorhanden. Auch hat man die KKK verfeinert und konnte so das Fahrgestell im Pufferbohlenbereich detaillieren.
So sieht jetzt mein Leitungs-Kassel aus:

Zu den Modellen gibt es noch RP25 fine scale Radsätze von Luck.

So sieht der Wagen mit den Radsätzen aus.
Literatur:
Meltzer, Erik: Die unendliche Geschichte, www.modellbahnfrokler.de/umbau
Diener, Wolfgang: Deutscher Staatsbahnwagenverband Teil 2, Eisenbahn Journal 8/1989, Fürstenfeldbruck 1989
Carstens, Stefan; Ossig, Rudolf: Güterwagen Band 1, Nürnberg 1989
Chocholaty, Jörg: Verwandlungskünste, Modellbahn Schule Nr.7, Bad Waldsee 2002
HUT MODELLBAHN-KATALOG Fleischmann HO - Epoche II 2006/07, München 2006
Knipping, Andreas: Die Reichsbahnzeit 1920-1945, Bahn Extra 4/2007, München 2007
Reinhard, Joachim: Der G 10 - der nächste bitte..., Hp1 Herbst '07 Nummer 34
Koll, Joachim: Koll's Preis-Katalog Band 2, Bad Homburg v.d.H. 2007
Reinhard, Joachim: Der G 10 - zum Dritten, Hp1 Frühjahr '08 Nummer 35
Gerecht, Christian: Die Milch kommt per Bahn, Eisenbahn Journal 11/2010, Fürstenfeldbruck 2010
100 Jahre Schienenfahrzeugbau im Waggonbau Niesky 1917-2017, Niesky 2017
Carstens, Stefan; Scheller, Paul: Güterwagen Band 1.1, Nürnberg 2018